Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich

Liebe Doris, die österreichische Wirtschaft steht aktuell vor großen Herausforderungen. Namhafte Betriebe fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten. Was muss passieren, um unser Land wieder auf die Überholspur zu bringen?
DH: Die künftige Regierung hat den dringenden Auftrag, alle hausgemachten Hürden wegzuräumen, die unsere Betriebe daran hindern, innovativ und erfolgreich zu sein. Die viel zu hohen Lohnnebenkosten preisen unsere Produkte aus den internationalen Märkten und die enorme Bürokratie stiehlt wertvollen unternehmerischen Elan. Dazu kommen noch die unberechenbaren Energiepreise. Wir stehen aktuell vor einem toxischen Mix, der letztlich unseren gesamten Wohlstand gefährdet. Daher ist die Standortpolitik jetzt die allerwichtigste Aufgabe, weil sie die Zukunft für uns alle entscheidet.
Hat die Wirtschaftskammer dazu konkrete Vorstellungen?
DH: Absolut! Die Steuer- und Abgabenquote muss von 43 auf unter 40 Prozent. Das hat gleich zwei positive Effekte: die Lohnstückkosten sinken und – weil den Menschen netto mehr Lohn übrigbleibt – steigt auch die Leistungsmotivation. Bei den Lohnnebenkosten geht es uns vor allem um die 3,7% FLAF, der muss weg. Die enorme Bürokratie braucht ein Korsett in Form eines Anti-Bürokratie-Anwalts, der ausmistet und neue Gesetze nur zulässt, wenn parallel zwei alte Gesetze abgeschafft werden. Wichtig wäre außerdem die Einführung einer 20-Prozent-Pauschalsteuer auf Zuverdienste in der Pension und auf Überstunden.
Ist es richtig, dass in Österreich derzeit auch zu wenig investiert wird? Wandern tatsächlich Betriebe ab?
DH: Ja, das ist leider wirklich der Fall! Immer mehr Betriebe investieren im Ausland, wo die Rahmenbedingungen vielfach günstiger und berechenbarer sind. Dabei sind Investitionen ein ganz entscheidender Standortfaktor. Hier müssen gezielt Anreize gesetzt werden. Ebenso brauchen wir wettbewerbsfähige Energiepreise mit einer gesicherten Energie-Infrastruktur.
Kann das Jahr 2025 aus Sicht der Wirtschaft trotz aller Turbulenzen noch ein gutes Jahr werden?
DH: Das ist durchaus möglich, wenn jetzt sehr schnell an den richtigen Schrauben gedreht wird. Trotz der schwie-
rigen konjunkturellen Lage sind der Tatendrang und die Zuversicht bei den Wirtschaftstreibenden in Oberöster-
reich ungebrochen. Genau diese Leidenschaft brauchen wir auch, damit es mit der Wirtschaft schnell wieder bergauf geht. Die Politik hat es jetzt in der Hand, dieser großen unternehmerischen Energie den Weg zu bahnen.
Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang sicher die Wirtschaftskammer-Wahlen, die Mitte März stattfinden. Was ist hier die zentrale Botschaft?
DH: Die Unternehmerinnen und Unternehmer in Oberösterreich brauchen eine starke Stimme für ihre Interessen. Eine Stimme, die von der Politik und der Gesellschaft auch gehört wird. Mein Appell ist daher, vom Wahlrecht Gebrauch machen und am 12. und 13. März die Stimme abgeben. Unsere wichtigsten Ziele habe ich schon dargelegt. Wir müssen dafür sorgen, dass sich Lei-
stung in Österreich wieder lohnt. Für unsere Mitarbeiter genauso wie für uns als Unternehmer. Dafür wünsche ich mir natürlich für das Wirtschaftsbund-OÖ-Team „Doris Hummer“ einen starken Auftrag.